Theodor Roreger ist seit Jahrzehnten erfolgreich auf dem Holzweg

In Anröchte gibt es ein Unternehmen, das die Themen Nachhaltigkeit und Ökologie schon lange auf ihre Fahnen geschrieben hat. Mit seinen Gebäuden in Holzrahmenbauweise hat Theodor Roreger bereits Anfang der 1980er den Grundstein dafür gelegt. Mittlerweile beschäftigt der Familienbetrieb 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die im vergangenen Jahr 13 Millionen Euro Umsatz generierten. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet die Geschäftsführung einen Umsatzsprung von 13 Prozent auf 15 Millionen Euro. Wir haben mit Theodor Roreger über sein Lebenswerk gesprochen und warum er sich als Rentner nicht im Ruhestand befindet.

 

Lange Familiengeschichte

Blickt Theodor Roreger auf seine Familiengeschichte zurück, muss er die Uhr sehr weit zurückdrehen. „In welcher Zeit meine Familie gegründet wurde, kann ich gar nicht genau sagen. Fest steht jedoch, dass meine Vorfahren als fahrendes Volk unterwegs und als Handwerker tätig waren. Sie waren Spezialisten für Mühlenbau.“ Und so führte sie ihre Tätigkeit auch nach Anröchte, wo sie 1914 mit dem Bau der letzten Windmühle in der Gemeinde beauftragt wurden. „Da der Auftraggeber im Krieg verschollen blieb, übernahm mein Großvater das Anwesen und gründete ein mühlenbetriebenes Sägewerk. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Sägewerk von meinem Vater wieder aufgebaut und durch eine Zimmerei erweitert.“

 

Umstrukturierung

Als Theodor Roreger 1982 in den väterlichen Betrieb einstieg und vier Jahre später die Geschäftsführung übernahm, machte er sofort das Sägewerk dicht. „Zum einen rentierte sich dieser Betrieb einfach nicht mehr“, erinnert sich der leidenschaftliche Radfahrer und Wanderer. „Zudem musste ich schon als kleiner Junge direkt nach der Schule im Sägewerk arbeiten. Erst danach durfte ich meine Hausaufgaben machen. Daher sind meine Erinnerungen an diese Zeit nicht so schön.“ Fortan wurde das für die Zimmerei benötigte Holz von anderen Unternehmen gesägt. Fünf Mitarbeiter waren damals mit der Fertigung von Dachstühlen und Scheunen beschäftigt.

 

Leidenschaftlicher Handwerker

Trotz seiner Erlebnisse in ganz jungen Jahren blieb Theodor Roreger dem Werkstoff Holz treu. Nach seiner Ausbildung zum Zimmerer und Zimmerermeister, studierte er an der Hochschule in Rosenheim und schloss das Studium erfolgreich als Diplom-Ingenieur (FH) Fachrichtung Holztechnik ab. Später qualifizierte er sich noch zum Restaurator im Zimmererhandwerk und wurde Gebäudeenergieberater im Handwerk. Ein Holzwurm durch und durch. „Bereits während meines Studiums erkannte ich das Potenzial, Häuser in Holzrahmenbauweise zu konstruieren, bauen und zu errichten.“ Mit dieser Einschätzung lag er goldrichtig.  

Bereits vor 40 Jahren setzte der Handwerksbetrieb auf Automatisierung. „Ich habe 1988 eine vollautomatische Abbundmaschine angeschafft, die komplette Dachstühle zuschneiden konnte“, erzählt der 66-Jährige. „Die Anschaffung rief viele Skeptiker auf den Plan. Wir wären für eine solche Maschine viel zu klein.“ Doch Theodor hat entgegen allen Unkenrufen aufs richtige Pferd gesetzt. Der Grundstein für den heutigen Erfolg war gelegt.

 

„Nichts ist so schlecht, dass es nicht für irgendwas gut ist.“

Theodor Roreger hat die Holzrahmenbauweise beim Häuserbau revolutioniert

 

Bundesweite Baustellen

Das von Theodor Roreger gelegte Fundament ist mittlerweile ein viel gefragtes Erfolgsmodell. Derzeit gibt es bundesweit 40 Baustellen, auf denen Einfamilien- und Mehrfamilienhäuser sowie Schulen, Kindergärten oder Bürogebäude in Holzrahmenbauweise errichtet werden. Fünf Baustellen in Köln, Kassel, Hannover, Hamburg und Neumünster werden vom ehemaligen Chef betreut. „Nachdem ich mich 2017 aus der Geschäftsführung zurückgezogen habe, bin ich als angestellter Bauleiter für meinen Sohn Maximilian unterwegs. Das macht mir sehr viel Freude, auch wenn ich über 50.000 Kilometer im Jahr fahren muss.“

 

Durch und durch ökologisch

Beim Familienunternehmen aus Anröchte spielt der Umweltgedanke eine zentrale Rolle. Holz aus der Region ist als nachwachsender Rohstoff ein Baumaterial, das sich nachhaltig auf die sehr gute Ökobilanz auswirkt. „Bei uns gibt es keine Holzabfälle“, sagt der Vater von vier Kindern und Opa von fünf Enkelkindern. „Diese werden recycelt und zu einem Füllstoff verarbeitet, mit dem unsere Holzwände gedämmt werden.“ Darüber hinaus bezieht das Holzbauunternehmen im Anröchter Industriegebiet den Strom für die Maschinen über eine eigene Photovoltaikanlage.

 

Eigentlich Rentner

Mit seinen 66 Jahren hat Theodor Roreger eigentlich sein Rentenalter erreicht. Doch von Ruhestand überhaupt keine Spur. Während er als Geschäftsführer viel Büroarbeit machen musste, kann er sich jetzt auf die Baustellenleitung konzentrieren. „Natürlich genieße ich auch meine Freizeit beim Segeln auf Nord- oder Ostsee. Aber auch die Gespräche mit Handwerkern und Auftraggebern auf unseren Baustellen machen mir viel Spaß.“ Und manchmal wird er bei seinen Dienstreisen in den Norden auch von Ehefrau Michaela begleitet.

 

Mit Preis geehrt

Beim Frühlingsempfang des W.I.R. und der Gemeinde Anröchte, der Ende März stattfand, wurde Theodor Roreger der diesjährige Initiativpreis des Gewerbevereins verliehen. Damit wurde die berufliche Lebensleistung eines Mannes gewürdigt, die durch viel persönliches Engagement und Ideenreichtum geprägt war. Doch auch auf diesen Lorbeeren möchte er sich auf gar keinen Fall ausruhen – es geht immer weiter.

 

Das muss ich wissen …

Theodor Roreger GmbH & Co. KG
Völlinghauser Straße 15
59609 Anröchte
Telefon 02947 9770-0
info@roreger.de 
www.roreger.de

 

Texte und Fotos: Holger Bernert