Mit der Rückennummer 29 stürmt die Anröchterin Finnja Schriek für ihren Herzensverein Borussia Dortmund in der Westfalenliga
Manchmal sind es die unerwarteten Wege, die uns zu unseren größten Träumen führen. Finnja Schriek aus Anröchte hat sich einen Kindheitstraum erfüllt. Mit einem dualen Studium bei der Polizei und einem Platz in der Frauenmannschaft von Borussia Dortmund geht sie jetzt ganz neue Wege. Und dabei denkt sie auch an ihren verstorbenen Großvater, der ihr das Fußballspielen beigebracht hat.
Wechsel
Nach ersten Erfolgen in Gütersloh wagte Finnja den großen Schritt, und wechselte im vergangenen Jahr zu ihrem Herzensverein nach Dortmund. Von der 2. Bundesliga in die Westfalenliga. War dies ein Abstieg, wie viele behaupten könnten? Nicht für Finnja. Für sie zählt nicht nur die aktuelle Ligaposition, sondern die langfristigen Perspektiven und ambitionierten Ziele des BVB. „Ich möchte ein Teil davon sein und meinen Beitrag leisten, diesen Weg zu gehen,“ sagt die 19-Jährige entschlossen.
Sportinternat
Der Umzug ins Sportinternat war für Finnja ein großer Schritt. Neue Umgebung, neue Herausforderungen. Doch weder das Packen der Fußballschuhe noch das Finden des perfekten Platzes für ihr Lieblingskuscheltier stellten die größte Hürde dar. „Die größte Herausforderung war mich mental darauf einzustellen, dass ein völlig neues Kapitel beginnt“, gibt sie zu. „Aber mit meinen Fußballschuhen und meinem BVB-Kopfkissen habe ich mich schnell eingelebt“, sagt sie mit einem Lächeln. Für sie ist das Kopfkissen mehr als nur ein Bettutensil – es symbolisiert Heimat und Leidenschaft.
Die 29
Für viele Spielerinnen und Spieler bedeutet die Trikotnummer etwas ganz Besonderes. Auch Finnja trägt die Engelsnummer 29 nicht ohne Grund, auch wenn sie das Geheimnis dahinter lieber für sich behält. „Ich möchte mich durch meine Leistung definieren, nicht durch eine berühmte Zahl, die alle Fußballer tragen wollen“, erklärt sie mit einem charmanten Augenzwinkern. Klar, dass sie darauf abzielt, ihre eigene Geschichte zu schreiben und nicht einfach nur eine Nummer zu sein.
Vom TuS zum BVB
„Beim TuS Anröchte habe ich als Kleinkind in der Ballgewöhnungsgruppe angefangen“, erinnert sich die ambitionierte Kickerin. Während viele ihrer Freundinnen Puppenhäuser dekorierten, zog Finnja mit dem Ball durch die Nachbarschaft. Später spielte sie mit den Jungs bis zur B-Jugend. „Es war nicht immer leicht, aber ich habe dadurch viel gelernt: Durchsetzungsvermögen, Schnelligkeit und Teamgeist." Der Wechsel nach Gütersloh war ein Schritt nach vorne, aber ihr Herz schlug weiter für Schwarz-Gelb. „Mein Opi war ein riesiger BVB-Fan. Als ich gerade laufen konnte, spielte ich schon in BVB-Fankleidung. Er hat mich immer unterstützt und meine Begeisterung für den Verein genährt.“ Die Verbundenheit war so stark, dass Finnjas Traum, eines Tages für Borussia Dortmund aufzulaufen, nie verblasste.
Ziele und Träume
Ein Ziel hat Finnja bereits erreicht: im BVB-Trikot aufzulaufen. Doch damit ist der Weg noch lange nicht zu Ende. Mit neun geschossenen Toren in dieser Saison zählt sie zu den Top-Scorerinnen und ist eine unverzichtbare Spielerin für das Team. „Für mich ist der BVB mehr als nur ein Verein. Es ist eine Gemeinschaft, ein Projekt mit klaren Zielen, und ich bin stolz, ein Teil davon zu sein.“
Doppelte Leidenschaft
Trotz ihres sportlichen Erfolgs bleibt Finnja mit beiden Beinen auf dem Boden. Neben dem Fußball verfolgt Finnja eine zweite Karriere, die nicht weniger anspruchsvoll ist: das duale Studium an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung in der Dortmunder Innenstadt. „Die körperliche Fitness und das taktische Denken, das ich im Fußball gelernt habe, helfen mir auch beim sehr anspruchsvollen Studium. Bestimmt kann ich meine Sprintstärke mal bei einer Verbrecherjagd nutzen“, ist sich die Kommissaranwärterin sicher.
Heimatverbundenheit
Trotz ihres vollen Terminkalenders vermisst Finnja ihre Heimat Anröchte. „Vor allem meine Familie. Aber sie unterstützt mich bei allem. Und das gibt mir Kraft. Meine Eltern sind meine größten Fans. Leider kann Opi das nicht mehr miterleben. Er wäre sehr stolz auf mich. Aber er guckt mir bestimmt beim Fußballspielen von oben zu. Da bin ich mir ganz sicher.“ Ihre Wurzeln vergisst Finnja nicht, auch wenn ihr Lebensmittelpunkt mittlerweile in Dortmund liegt.
Revierderby
Ein Blick auf den Spielplan zeigt, dass es bald ernst wird. Das Revierderby gegen den Erzrivalen FC Schalke 04 am 27. April im Stadion Rote Erde in Dortmund ist ein weiterer Höhepunkt der Saison. „Wir stehen auf Platz eins, Schalke direkt dahinter. Nur ein Punkt trennt uns. Dieses Spiel wird entscheidend sein“, sagt Finnja mit leuchtenden Augen. Für sie ist es nicht nur ein Spiel, sondern ein emotionaler Kampf um die Vorherrschaft im Revier. Nur der Erstplatzierte wird am Saisonende in die Regionalliga aufsteigen. Im Hinspiel im legendären Gelsenkirchener Parkstadion trennten sich beide Teams übrigens schiedlich-friedlich mit 0:0. Auf die Frage, ob sie lieber ein entscheidendes Tor im Derby schießen oder eine perfekte Note in einer Polizeiprüfung erzielen würde, zögert sie kurz. „Beides wäre ideal“, lacht die Stürmerin. „Aber ein Tor im Derby – das bleibt für immer.“
Visionen
Und wenn sie nicht gerade auf dem Platz steht oder ihre Polizeiprüfungen meistert? Dann träumt Finnja von einem Urlaub am Strand, natürlich in der Nähe eines Fußballplatzes. Die Anröchterin ist eine junge Frau, die ihre Träume lebt und dabei eine Balance zwischen Leidenschaft und Pflicht findet. Ihre Geschichte ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie weit man kommen kann, wenn man seinen Träumen folgt und bereit ist, hart dafür zu arbeiten. Und wer weiß, vielleicht wird ihre Nummer 29 eines Tages genauso legendär wie ihre Leidenschaft für den Fußball.
Text und Fotos: Holger Bernert