Zwischen Sportplatz, Politik und Acker ist der Anröchter Bernd Kühle vor allem leidenschaftlicher Netzwerker, Brückenbauer und Kümmerer

Bernd Kühle ist ein Mann, der in vielen Bereichen aktiv ist und sie gekonnt miteinander verbindet. Er ist 2. Vorsitzender der CDU-Ortsunion in Altenmellrich, leitet den Sportverein DJK Mellrich, ist Adjutant im Schützenverein Altenmellrich und arbeitet neben seinem Beruf als Maschinenbauingenieur auch noch als Landwirt. Es scheint fast, als hätte er mehr als die üblichen 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Wie schafft es der 44-jährige Familienvater, all diese verschiedenen und anspruchsvollen Aufgaben zu meistern?

Hans Dampf

Um Bernd Kühle wirklich zu verstehen, muss man ihn in Aktion sehen. Man begegnet ihm auf dem Sportplatz, wo er mit Stolz die neu renovierten Umkleidekabinen der DJK Mellrich präsentiert. Ein Projekt, das er mit viel Engagement vorangetrieben hat. Am nächsten Tag sieht man ihn in Uniform im Schützenzelt, wo er als Adjutant dem Oberst zur Seite steht. Bald darauf sitzt er in einer politischen Sitzung, diskutiert als Vizechef der Altenmellricher Ortsunion über die Entwicklung des Ortsteils. Dazwischen findet man ihn oft auf dem Traktor, wo er als Landwirt im Nebenerwerb die Familientradition weiterführt und mit Bodenständigkeit die elterliche Erde bearbeitet. Wenn man ihn direkt fragt, wie er es schafft, all das unter einen Hut zu bringen und wie viel Schlaf ihm bleibt, antwortet er mit einem Lächeln. „Manchmal ein bisschen weniger Schlaf, aber wenn man das alles mit Freude macht, dann ist das kein Problem.“ 

Rationaler Kümmerer

Bernd Kühle strebt keine Posten und Ämter nur um des Ansehens willen an. Er handelt aus Überzeugung, ist ein Kümmerer, der genau dort anpackt, wo er gebraucht wird. Seine Kraft schöpft er aus der tiefen Verwurzelung in seiner Heimat Altenmellrich, die er lebenswert gestalten möchte. Seine Haupttätigkeit als Maschinenbauingenieur bei der Firma Gebrüder Tigges im Bereich Landmaschinenkonstruktion bildet das rationale Fundament seines Handelns. Hier ist er der Zahlen- und Faktenmensch, der sich an die festen physikalischen Gesetze hält. Diese klare, lösungsorientierte Sichtweise steht in starkem Kontrast zu den politischen Herausforderungen, die ihm manchmal ein inneres Augenrollen entlocken. „Physikalische Gesetze sind gegeben, politische Entscheidungen sind oft verworren und manchmal unverständlich.“ Es ist dieser pragmatische Blick auf die Dinge, der seine politische Arbeit erdet und ihm Glaubwürdigkeit verleiht.

Herzensangelegenheit

Die Politik, gesteht Kühle offen, ist der schwierigste Teil seines umfangreichen Engagements. Einen tragfähigen Konsens zu finden, gestaltet sich oft als zähe Aufgabe. „In der Politik muss man schon ein bisschen skrupellos sein, das ist im Sport nicht nötig“, sagt der Anröchter mit bemerkenswerter Offenheit, die in der heutigen politischen Landschaft selten geworden ist. Diese harte Realität steht im Gegensatz zu seinen durchweg positiven Erfahrungen im Vereinsleben. Bei seinem Herzensverein wurde er vor drei Jahren einstimmig als Vorsitzender der DJK Mellrich bestätigt. Sein Rezept für solch ein Ergebnis? „Guter Zusammenhalt, Ehrlichkeit, Offenheit und Transparenz.“

„Im Ehrenamt muss man ehrlich und transparent sein, dann ziehen die Leute mit und man kann gemeinsam etwas Großes schaffen“

Bernd Kühle tanzt in seiner Heimatgemeinde Anröchte auf vielen Hochzeiten 

Für den pragmatisch veranlagten Menschen sind diese Werte keine leeren Phrasen, sondern lebendige Realität. Als es darum ging, die dringend benötigten neuen Umkleidekabinen für den Sportverein zu schaffen, wurde er zum unermüdlichen Motor des Projekts. Er führte unzählige Gespräche, sicherte sich erfolgreich Fördergelder und motivierte die Mitglieder, aktiv mit anzupacken. Dieser Erfolg war zweifellos ein Gemeinschaftswerk, doch ohne seine Hartnäckigkeit und sein Organisationstalent wäre er kaum denkbar gewesen.

Vollblutschützenbruder

In einer ganz anderen, aber ebenso bedeutenden Rolle agiert er im Schützenverein Altenmellrich. Dort ist er Adjutant, der treue strategische Begleiter und Berater an der Seite des Obersts und ein guter Freund. „Ich finde es ganz angenehm, auch mal im Hintergrund zu bleiben und jemand anderem den Rücken zu stärken“, erklärt Bernd Kühle seine Position. Doch auch die Freude am Regieren kennt er aus eigener Erfahrung. Im Jahr 2012 war er Schützenkönig und musste aufgrund einer Rhythmusänderung des Festes ganze 15 Monate im Amt bleiben. „Ich glaube, wir haben keinen Moment bereut und waren eigentlich auch ein bisschen traurig, als es nach 15 Monaten schon vorbei war“, blickt er gerne zurück.

Ländliche Leidenschaft

Und dann gibt es noch die Landwirtschaft, seine vierte Leidenschaft. Ein geheimes Doppelleben? Bernd Kühle kann sich ein schallendes Lachen nicht verkneifen: „Das ist keine geheime Leidenschaft. Das ist die Basis unserer Familie. Landwirtschaft gehört seit jeher zu meinem Leben.“ Die Lösung findet sich in einer über 40 Jahre alten, bewährten Tradition: einer landwirtschaftlichen Maschinengemeinschaft mit seinem Nachbarn, der den Beruf hauptberuflich ausübt. Diese von den Eltern ins Leben gerufene Kooperation ist ein perfektes Beispiel für gelebte Gemeinschaft und klugen Pragmatismus. „Es ergänzt sich so gut, dass man gar nicht viel darüber reden muss."

Brückenbauer

So schließt sich der Kreis. Ob in der Politik, im Sport, im Schützenwesen oder auf dem Feld – das gesamte Engagement von Bernd Kühle entspringt dem tiefen Wunsch, die Gemeinschaft voranzubringen. Er ist ein Brückenbauer zwischen den Welten, und wenn man ihn nach dem besten Lohn für seine Mühen fragt, hat er eine einfache, aber aussagekräftige Antwort: „Das schönste Bier ist das Bier nach dem Schützenumzug oder das Bier nach einem gewonnenen Fußballspiel, wo man mit Freunden und Sportlern in unserem neuen Vereinsheim in Mellrich zusammensitzt.“

 

Texte und Fotos: Holger Bernert