Bei den Eppings wird seit drei Generationen Erfolgsgeschichte im Familienverbund geschrieben

Die Erfolgsgeschichte der Fleischeier Epping begann vor 126 Jahren. Damals legte der Großvater von Josef-Walter Epping den Grundstein für das Familienunternehmen, das heute in vierter Generation von Sohn Dirk geleitet wird. Während des Frühlingsempfangs der Gemeinde Anröchte wurde der Seniorchef mit dem Initiativpreis des Gewerbe- und Fördervereins W.I.R. für sein Lebenswerk ausgezeichnet. 

Auszeichnung

In ihrer Laudatio würdigte Kira Schmidtmann vom W.I.R. das Lebenswerk von Josef-Walter Epping als persönliche Herausforderung, die weit über das leibliche Wohl der Anröchter Bürgerinnen und Bürger hinausgehe. „Was wäre unser tägliches Leben ohne die Fleischer? Natürlich ist die vegane oder vegetarische Ernährung auf dem Vormarsch. Doch eine gute Metzgerei ist weit mehr, als der reine Verkauf von Fleisch- und Wurstwaren. Es ist ein Stück Lebensqualität in unserem Heimatort. Es ist aber auch die Leidenschaft für das Handwerk und die Liebe zu deinem Beruf. Um dieses Lebenswerk zu würdigen, bist du zurecht mit dem diesjährigen Initiativpreis ausgezeichnet worden.“ Ein Mann mit beruflicher Erfahrung, meisterlichem Weitblick und innovativen Ideen.

Die Anfänge

Die Geschichte der Fleischerei Epping begann 1898, als sich Adolf Epping in Anröchte selbstständig machte. „Später hat mein Vater Josef die Verantwortung übernommen. Doch schon kurze Zeit später verstarb er. So richtig kann ich mich gar nicht an ihn erinnern“, erzählt der 73-Jährige. „Da war ich gerade mal fünf Jahre alt.“ Also musste die junge Witwe ran, obwohl man im Jahr 1956 noch nicht an Frauen in Handwerksberufen dachte. Doch sie hatte keine andere Wahl. Heute würde sie wohl als „Pionierin ihrer Zeit“ bezeichnet werden. Und das zu Recht. Allerdings hat sie die eigene Schlachtung eingestellt, da sie den Stress und die harte körperliche Arbeit für den frühen Tod ihres Mannes verantwortlich machte. „Meine Mutter hat sich immer gewünscht, dass mein Vater einen anderen Beruf ausübt. Doch das Schicksal wollte es wohl anders.“

Goldener Meisterbrief

Zehn Jahre nach dem viel zu frühen Tod seines Vaters trat Josef-Walter Epping in seine beruflichen Fußstapfen und absolvierte eine dreijährige Fleischerlehre in der Fleischerei Zurmühl in Lippstadt. „Damals habe ich mich für diesen Beruf entschieden, weil Fleischer während ihrer Ausbildung nicht schlachten müssen. Das blieb den Metzgern überlassen“, erklärt Epping. Was heute gang und gäbe ist, war mit der Meisterprüfung im zarten Alter von nur 22 Jahren vor der Handwerkskammer im niederbayerischen Passau damals eine echte Ausnahme. Warum ausgerechnet das ferne Bayern? „Der Grund war einfach“, antwortet der Fleischermeister. „Hier in Westfalen ist es üblich ein Schwein zu schlachten und fachgerecht zu zerlegen. Das wollte ich nicht. In Bayern kann man zur Meisterprüfung auch Fleisch zu Wurst weiterverarbeiten. Das habe ich dann gemacht und bin deswegen kurzfristig dorthin gezogen.“ 2023, und damit fünfzig Jahre später, wurde er von der hiesigen Fleischer-Innung mit dem Goldenen Meisterbrief ausgezeichnet. Ganz ohne Schlachtung oder Wurstmachen.

Berufliche Karriere

Nach seiner Bundeswehrzeit als „Küchenbulle“ in der Luftwaffenkaserne Echtrop, startete Josef-Walter Epping seine Berufskarriere in Bielefeld. Bei einer bekannten Supermarktkette wurde er Revisor und betreute in dieser Funktion die Fleischabteilungen von 20 Filialen in Ostwestfalen. „Diese Aufgabe hat mir sehr viel Spaß gemacht. Das hätte ich auch noch bis zur Rente weitermachen können“, meint er verschmitzt. Wäre da nicht die Liebe ins Spiel gekommen. Deshalb musste er auch alsbald seinen Posten als Vorsitzender des Anröchter Junggesellen-Schützenvereins an den Nagel hängen.

Große Liebe

Und so kam es, dass Josef-Walter in Bielefeld seine Annette kennen- und lieben lernte. Damals war es üblich, dass das Paar nach der Hochzeit in die Heimat des Ehemanns zurückkehrte. Also ging es zurück nach Anröchte, wo die beiden 1980 den elterlichen Fleischereibetrieb an der Goethestraße übernahmen und eine Familie gründeten. Im Laufe der Jahre kamen die gemeinsamen drei Kinder Tanja, Andrea und Dirk zur Welt. Als gelernte Wirtschafterin meisterte Annette die Doppelbelastung und den anspruchsvollen Spagat zwischen Beruf, Selbstständigkeit und Familie. Dieses schwierige Unterfangen ist ihr bestens gelungen, denn mit Sohn und Fleischermeister Dirk steht nun die dritte Generation der Familie an der Spitze des Unternehmens. Die Erfolgsgeschichte kann also weitergeschrieben werden.

Viel Konkurrenz

Mit der Fleischerei Höxtermann und den Fleischtheken in zwei Supermärkten war die Konkurrenz am Standort Anröchte sehr groß. Doch schon früh hat der Unternehmer, der auch 20 Jahre im Aufsichtsrat der Volksbank Anröchte tätig war, die Zeichen der Zeit erkannt und den Betrieb auf mehrere Säulen gestellt. Neben einem florierenden Partyservice erweiterte die Fleischerei Epping ihr Angebot um die damals in Mode gekommenen Fertiggerichte. Dieser Service hat so manches Mittag- und Abendessen in Anröchter Familien gerettet. Und was wäre der Donnerstag ohne den wöchentlichen Mittagstisch, den „Eppi“ in der hauseigenen Küche frisch zubereitet hat? Ein wahrer kulinarischer Klassiker. Als echte Sauerländer Spezialität wurden die Konserven im Einmachglas nach alten Familienrezepten aus der handwerklichen Landfleischerei in ganz Deutschland verkauft. Darüber hinaus führte die Fleischerei vor 20 Jahren einen Geschirrservice mit bescheidenen 200 Teilen ein. Mittlerweile bietet Dirk Epping über 50.000 Teile an und zählt somit zu den größeren Geschirrverleihern in der Region. Außerdem versorgt der Automat „Epping24“ Menschen rund um die Uhr und vor allem außerhalb der Geschäftszeiten Genießer mit leckeren Wurst- und Fleischwaren.

Spiel und Spaß

Obwohl sich Josef-Walter Epping bereits vor zehn Jahren komplett aus dem operativen Geschäft der Fleischerei zurückgezogen hat, kann von Ruhestand keine Rede sein. Es ist eher ein Unruhestand.  Als stolzer Großvater von mittlerweile acht Enkelkindern steht er seinem Sohn im Betrieb immer noch hilfreich zur Seite, wenn mal Not am Mann ist. Zudem ist er auch aktiver Unternehmensgründer: im vergangenen Jahr gründete er „Jepan“. Dieses Kunstwort steht für „Josef Epping Anröchte“. Das Angebot des Startups umfasst Bau und Verleih von Spielgeräten, Popcornautomaten oder Street-Basketball-Spiele für Straßenfeste, Hochzeiten oder Betriebsfeste. Außerdem im Angebot: Candybar-Wagen, selbstgemachte Vogelhäuschen sowie Dekorationen für die Kommunion- oder Konfirmationsfeier.

Typisch Epping

Das Preisgeld in Höhe von 500 Euro hat der Fleischermeister übrigens nicht selbst behalten. Er hat es dem Förderverein der Sekundarschule Anröchte / Erwitte gespendet. Eben typisch Josef-Walter Epping. Das Geld sei gut angelegt, ist er sich sicher. „In dieser Schule werden Schülerinnen und Schüler ausgebildet, die vielleicht einmal eine Ausbildung in unserer Branche machen möchten.“

 

 

Texte und Fotos: Holger Bernert