Arche-Hof Böner feiert die Renaissance längst vergessener Streuobstsorten - In diesem Jahr feiern Heinz und Sandra Böner das zehnjährige Bestehen

Einst war der Obstanbau auf dem Haarstrang ein wichtiger Teil der regionalen Landwirtschaft. Bis in die 1970er Jahren hinein kam es in der Region zu massiven Rodungen. Der Anbau sollte damals zentriert im Rheinland stattfinden. Jetzt gibt es wieder Äpfel, Kirschen und Birnen auf den Streuobstwiesen rund um den Arche-Hof Böner in Uelde. Seit zehn Jahren widmen sich Heinz und Sandra Böner um fast vergessene Obst- und Gemüsesorten sowie vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen.

Gratwanderung

Heinz Böner wurde in eine Familie von Landwirten geboren. „Mein Urgroßvater Heinrich Böner hat den Grundstein unserer Familientradition gelegt, als er das Anwesen kaufte und fortan Viehzucht und Ackerbau betrieb“, erzählt der 50-Jährige. Als sein Vater früh verstarb, erbte er als zehnjähriger Steppke den Bauernhof. Bis zu seinem 25. Geburtstag verwaltete Mutter Margaret den Betrieb. Hilfe bekam sie von ihrem Bruder. Bis 1990 wurden auf dem Hof Rinder und Schweine gehalten. Danach war mit der Landwirtschaft Schluss. Die zehn Hektar Acker- und Weideflächen wurden verpachtet. Für Heinz Böner stand damals fest, dass er nicht Landwirt werden möchte. „Daher entschied ich mich für eine Ausbildung zum Elektrotechniker.“ Seit 1996 ist er in Diensten der Gemeinde Anröchte und arbeitet in der Kläranlage Klieve.

Neustart

Als Heinz Böner seine Sandra kennenlernte, sollte sich das Blatt noch einmal wenden. Als Gärtnerin im Zierpflanzenbau hatte die heute 41-Jährige die Idee, auf dem ehemaligen Bauernhof einen Arche-Hof für bedrohte Tierrassen zu gründen. „Nach mehr als 20 Jahren Pause bewirtschaften wir nun wieder fünf Hektar Grünfläche und züchten vom Aussterben bedrohte Nutztiere“, erzählt Sandra Böner. „Auf unserem weitläufigen Gelände halten wir Weiße Gehörnte Heidschnucken, Thüringer Waldziegen und Lippegänse im Herdbuch.

In diesem Zuchtstammbuch werden alle auf unserem Hof geborenen Nachzuchten dokumentiert.“ Die Liste der bedrohten Haustierarten wird durch das Deutsche Lachshuhn, Hühner der Rasse Sundheimer oder Alaska Kaninchen vervollständigt. Darüber hinaus tummeln sich noch Laufenten, Minischweine, Wachteln, Katzen, Hunde und Pferde sowie eine kleine Herde Galloways auf dem Arche-Hofe der Böners.

„Wir gehen oft unkonventionelle Wege, die in der heutigen Agrarwirtschaft auf Unverständnis stoßen.“

Heinz und Sandra Böner vom Arche-Hof in Uelde

Obst und Gemüse

In den weitläufigen Wiesen pflanzte das Ehepaar auch 120 Obstbäume. „Mein Großvater hat damals den gesamten Obstbaumbestand gerodet, weil er dafür von der Landwirtschaftskammer Geld bekommen hatte. Der Obstbau sollte in den 1970er Jahren im Rheinland konzentriert werden“, erinnert sich der Nebenerwerbslandwirt. Nur ein Apfelbaum hat der Rodungsaktion standgehalten. „Leider ist unser über hundert Jahre alter ‚Jakob Lebel‘ einem Sturm zum Opfer gefallen und liegt jetzt auf der Seite.“ Sämtliche Sorten in der Streuobstwiese stehen auf der Roten Liste. So auch die in Vergessenheit geratenen regionalen Kulturapfelsorten „Harberts Renette“ des Arnsberger Züchters Carl Harbert und der „Geseker Klosterapfel“. Kirschen, Pflaumen oder Renekloden ergänzen das Frischobstangebot.

Arche-Hof

In diesem Jahr wird der Arche-Hof von Familie Böner zehn Jahre alt. „Die zertifizierten Arche-Höfe sind mit dem Ziel angetreten, vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen aktiv zu erhalten und weiterzuzüchten“, erklärt Sandra Böner. „Wir haben die Tiere bewusst in unser Betriebskonzept integriert. Sie sind wichtiger Bestandteil unserer Lebens- und Arbeitsweise.“  Davon profitieren nicht nur Sandra und Heinz Böner mit ihren beiden Söhnen, sondern auch die bis zu fünf Kleinkinder, die seit 2018 von der Tierfreundin als Tagesmutter betreut werden. „Wir sind fast den gesamten Tag über an der frischen Luft und kümmern uns um das Wohl der vielen großen und kleinen Tiere. Den Kids macht das riesig Spaß.“

Alternative Wege

Einen kleinen Bauernhof am Leben zu erhalten, ist eine echte Mammutaufgabe. „Es ist nicht jedermanns Sache, ein derartiges Artenreichtum der Tier- und Pflanzenwelt aufrechtzuerhalten. Wir haben uns für diesen alternativen Weg entschlossen“, meint Heinz Böner und macht deutlich: „In unserer heutigen Agrarwirtschaft ist dafür kein Platz mehr. Und auch das Verständnis dafür hält sich deutlich in Grenzen. Das interessiert uns aber nicht. Wir sind sehr stolz auf das Erreichte und werden jeden Tag durch unsere Arbeit bestätigt.“

Nachhaltiger Ökolandbau

Mittlerweile bewirtschaftet das Ehepaar auf rund 1.400 Quadratmetern reiner Beetfläche und in einigen Foliengewächshäusern über 50 Gemüsesorten. „Im Laufe der letzten Jahre haben wir auf Ökolandbau umgestellt“, meint die gelernte Gärtnerin. „Daher liegt unser Hauptaugenmerk auf einem gesunden Boden, denn nur so können wir hochwertiges Bio-Gemüse ernten. Dem Boden und den für die Fruchtbarkeit verantwortlichen Lebewesen und Mikroorganismen schenken wir unsere ganze Aufmerksamkeit.“ Im Rahmen des biointensiven Gemüseanbaus wird unter Einhaltung ökologischer Vorgaben möglichst viel Gemüse auf kleiner Fläche in Permakultur angebaut. Sämtliche Gemüsepflanzen stammen aus biologischem Saatgut. Da die Beete das ganze Jahr über begrünt sind, entfällt das Umgraben oder Umpflügen. Gedüngt wird ausschließlich mit Mist, Kompost und Pflanzenjauche.

Abo-Kisten

Das regional erzeugte Obst und Gemüse des Arche-Hof Böner wird stets frisch geerntet, in Kisten gepackt und samstags ausgeliefert. „Derzeit haben wir 30 Kundinnen und Kunden in der näheren Umgebung, die wir auch mit Eiern direkt beliefern. Leider können wir nicht mehr Abo-Kisten verkaufen, da wir an unsere persönlichen Grenzen stoßen“, macht Heinz Böner deutlich. Das soll sich jedoch in Zukunft ändern. Dann planen die beiden den Ausbau dieses Angebotes. „Allerdings werde ich meine Arbeit als Tagesmutter einschränken“, fügt Sandra Böner hinzu.

Das muss ich wissen …

Arche-Hof Böner
Heinz und Sandra Böner
Zum Hölzchen 24
59609 Anröchte-Uelde
Telefon 0151 58759564
hof@boener.de 
www.boener.de

 

Text und Fotos: Holger Bernert