Herbert und Roswitha Buschkühle aus Effeln haben Josef Schulte mit dem „Krippe-Virus“ angesteckt - Bis zum 2. Februar ist die Krippe in der Pfarrkirche St. Maria Magdalena zu sehen

Rund um Advent, Weihnachten und zum Jahreswechsel gibt es viele schöne Bräuche und Sitten, die in unserer Region gepflegt werden. Dazu gehören sicherlich auch Krippen, die in den heimischen Räumen unter dem Weihnachtsbaum stehen – oder öffentlich zugänglich sind, wie in Effeln. In der Pfarrkirche St. Maria Magdalena kann die große Krippenlandschaft noch bis Lichtmess am 2. Februar bewundert werden.
 

Lange Tradition

Der Name eines Heiligen wird immer wieder in Zusammenhang mit der Krippe gebracht. Franz von Assisi soll es gewesen sein, der die Krippe geschaffen haben soll. Doch darüber streiten sich die Gelehrten. Überliefert ist nur die Tatsache, dass er als Begründer des Krippenspiels gilt.  Anfang des 13. Jahrhunderts setzte sich das Krippenspiel als Alternative zur Predigt durch. So wurde die Weihnachtsgeschichte anschaulich erzählt. Die ersten Krippen-Modelle, wie man sie jetzt in der Effelner Pfarrkirche St. Maria Magdalena bewundern kann, entstanden nach Einschätzung der Experten erst ab dem 13. Jahrhundert. 
 

Bäcker, Postbote und Küster

Sein 60 Jahre andauerndes Arbeitsleben konnte Herbert Buschkühle in drei Abschnitte aufteilen. „Nach der Lehre habe ich 20 Jahre als Bäcker gearbeitet. Danach kam meine Zeit als Postbeamter und Briefzusteller. Auch hier war ich 20 Jahre tätig. Danach folgte meine 20-jährige Tätigkeit als Küster hier in Effeln.“ Mit ihm als „Kirchendiener“ ist in der Effelner Pfarrkirche St. Maria Magdalena zu Beginn 2021 eine Ära zu Ende gegangen. Denn der 78-Jährige sorgte hinter den Kulissen stets dafür, dass die Besucherinnen und Besucher ihre Gottesdienste reibungslos feiern konnten.  

 

„In den letzten 20 Jahren haben wir hier eine natürliche Krippenlandschaft geschaffen“

Herbert Buschkühle hat sich einen Namen als Krippenbauer gemacht

 

Passionierter Krippenbauer

Mit der Übernahme der ehrenamtlichen Tätigkeit als Küster im Jahre 2001, war Herbert Buschkühle auch der neue Krippenbauer von Effeln. „Mein Vorgänger Alfons Linhoff hatte beide Aufgaben 38 Jahre inne“, erzählt das Effelner Urgestein. „Zuerst habe ich immer pünktlich zur Weihnachtszeit den Krippenstall neben dem Altar aufgebaut. Aber auf die Dauer war mir das zu wenig“. Also schuf er im Laufe der Jahre rund um die Heilige Familie eine natürliche Krippenlandschaft. An seiner Seite war immer Ehefrau Roswitha, die nicht nur für die Planung zuständig war, sondern auch einige Figuren wie Hirte, Schaf oder Kamel selbst baute. 
 

Hirte auf Abwegen

Eine Figur aus der vielköpfigen Krippenlandschaft kann eine ganz besondere Geschichte erzählen. „Den Hirten haben meine Frau und ich vor einigen Jahren beim Aufräumen in der Sakristei gefunden“, erinnert sich Hebert Buschkühle. „Er war ganz unten in einem Schrank hinter einem Brett versteckt und ziemlich ramponiert. Kopf und Arme waren ab und auch der Rest des Körpers war in einem bedauernswerten Zustand. Meine Frau hat sich seines Schicksals angenommen und ihn mit Draht, Holz und viel Gips restauriert. Außerdem hat sie ihn wieder originalgetreu angemalt. Seither strahlt der Hirte im alten Glanz.“
 

Nachfolge gesichert

Mit dem Ende seiner Tätigkeit als Küster hat Herbert Buschkühle auch die Arbeit als Krippenbauer aufgegeben. „Meine Nachfolgerin hatte allerdings kein Interesse an dieser Arbeit.“ Zum Glück stand mit Josef Schulte ein Handwerker bereit, der in die Fußstapfen des Herrn der Krippe trat: „Ich habe das aber nur unter der Bedingung gemacht, dass mir Herbert noch weiter mit Rat und Tat zur Seite steht.“ Und so arbeiten die beiden seit zwei Wochen täglich rund sechs Stunden, um die Krippenlandschaft einen Tag vor Heiligabend pünktlich fertig zu bekommen.
 

Zwei Wochen Arbeit

Der ehemalige Betriebselektriker ist seit drei Jahren Rentner und hat jetzt die Muße, die man als engagierter Krippenbauer benötigt. „Ich habe sehr viel Spaß und Freude an dieser Arbeit. Es macht mich glücklich, wenn sich möglichst viele Menschen an unserem gemeinsamen Werk erfreuen“, sagt der 66-Jährige. Auch in dieser Krippen-Saison erwarten die Krippenbauer wieder viele Hundert Besucherinnen und Besucher in der Pfarrkirche St. Maria Magdalena.
 

Rüstiger Rentner

Auch außerhalb des Krippenbaus hat Josef Schulte viele Hobbys und Leidenschaften. So beteiligt er sich in der warmen Jahreszeit regelmäßig an „Pilgern mit PS“, den Motorradausfahrten des Erzbistums Paderborn. Jetzt sieht man ihn aber auch im Weihnachtsmanngewand auf seiner weißen Harley Davidson. „Dann fahre ich zum Waldkindergarten nach Lippstadt und besuche dort die Kinder.“ Außerdem ist er bei den „Haarstrang Alphornisten“ aktiv. Mit sechs Gleichgesinnten frönt er dem Alphornspielen. In Effeln hat er dafür gesorgt, dass die Kirchturmuhr von St. Maria Magdalena wieder schlägt. Fünfzig Jahre herrschte dort oben Stillstand. Im Jahr 2008 baute Josef Schulte die Uhr im Turm auseinander und transportierte sie in seine Garage. Dort hat er die Uhr in über 300 Arbeitsstunden repariert und ein neues Ziffernblatt geschaffen. Ein Jahr später hat er sie wieder an Ort und Stelle eingebaut. Auch im Rahmen der Dorfplatzerneuerung hat sich der Handwerker engagiert und die Beleuchtung der Eichenholztafel mit den Zunftzeichen installiert. Ein Rentner im echten Unruhestand.
 

Da muss ich hin…

Pfarrkirche St. Maria Magdalena

Menzelerstraße 7

59609 Anröchte-Effeln

Öffnungszeiten:

vom 23. Dezember 2022 bis 2. Februar 2023 täglich von 8 bis 19 Uhr

 

Texte und Fotos:: Holger Bernert