Anna Schiller ist Brandbekämpferin, Lebensretterin und Teamplayerin in Anröchte - Feuerwehrfrauen haben immer noch Seltenheitswert

Schon als junges Mädchen war Anna Schiller Feuer und Flamme für die Arbeit der Floriansjünger in Anröchte. Das Feuerwehr-Gen wurde der heute 31-jährigen quasi in die Wiege gelegt. Auch ihr Vater Jochen und ihr Bruder Sebastian engagieren sich bei der Freiwilligen Feuerwehr. Seit 2013 leitet die Verwaltungsbeamtin die Jugendfeuerwehr.

Familienbande

Als andere Mädchen ihres Alters mit Meerschweinchen spielten oder sich ein Pony wünschten, wollte Anna zur Feuerwehr. So wie ihr Vater Jochen, der noch heute seinen Dienst als Unterbrandmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr Anröchte versieht. Oder ihr Bruder Sebastian: Der 33-Jährige Oberbrandmeister wird demnächst zum Brandinspektor befördert und wird stellvertretender Zugführer des Löschzugs Anröchte. „Ich wollte immer schon zur Feuerwehr. Und die Faszination hat mich nie losgelassen“, erzählt die engagierte Feuerwehrfrau.

Jugend in der Feuerwehr

Wie viele ihrer Kameradinnen und Kameraden hat Anna Schiller ihre Karriere bei der Jugendfeuerwehr begonnen. Seit neun Jahren leitet die Brandinspektorin nun die Jugendorganisation der Freiwilligen Feuerwehr Anröchte. Dort ist sie Chefin von 40 Jungen und Mädchen, die sie auf ihrem Weg in die späteren Ausbildungstrupps begleitet. „Wir vermitteln den Kids ab dem zehnten Lebensjahr auf spielerischer Weise nicht nur die ersten feuerwehrtechnischen Erfahrungen. Bei uns steht natürlich der Spaß an erster Stelle.“  

Frauenanteil eher gering

In der Freiwilligen Feuerwehr Anröchte engagieren sich insgesamt 275 Männer und 30 Frauen. Der Frauenanteil ist in den letzten Jahren zwar gestiegen, doch das reicht der Brandinspektorin nicht. „Ich möchte gerne den Anteil der weiblichen Feuerwehrangehörigen von derzeit knapp elf Prozent weiter steigern. Bei uns gibt es keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Bei der Feuerwehr Anröchte sind alle gleich und gleich wichtig. Im Einsatz, bei Übungen und in der gemeinsamen Freizeit. Geschlecht oder Dienstgrad sind nebensächlich.“ Natürlich muss eine gewisse körperliche Fitness vorhanden sein, um fit für den aktiven Dienst in der Feuerwehr zu sein.

Zusammenhalt in der Gemeinschaft

Die 305 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Anröchte kommen aus sehr unterschiedlichen Berufen. „Natürlich sind wir alle sehr individuell“, macht Anna Schiller deutlich. „Doch eins verbindet uns alle: die Kameradschaft. Die Fähigkeiten und Interessen der Einzelnen sind sehr unterschiedlich. In der Feuerwehr kommen jung und alt, Mann und Frau, Mädchen und Jungen zusammen. Die einen engagieren sich fast jeden Tag, andere kommen weniger oft vorbei. Auf jeden Fall möchten wir als große Familie etwas für die Gemeinschaft tun.“

 

„Im Einsatz können wir uns alle blind aufeinander verlassen.“

Anna Schiller, Brandinspektorin aus Anröchte

 

Engagierte Teamarbeit

Anna Schiller hat es sich in ihrer Freizeit zur Aufgabe gemacht, Menschen in Notlagen zu helfen. Doch das kann sie während der Einsätze niemals alleine. Und das muss sie auch gar nicht. „Feuerwehr ist nichts für Individualisten und schon gar nicht für Einzelkämpfer oder Abenteurer. Im Einsatz arbeiten wir immer mindestens zu zweit. Wenn es ernst wird, ziehen wir an einem Strang – und zwar in eine Richtung. Auf hierarchische Strukturen kommt es nicht an. Teamarbeit ist angesagt.“

Die Feuerwehr Anröchte musste im vergangenen Jahr zu insgesamt 191 Einsätzen ausrücken. Davon entfielen 36 auf die Bekämpfung von Bränden. In 89 Fällen musste technische Hilfe geleistet werden und mit dem ABC-Zug gab es 32 Einsätze, dazu insgesamt 34 sonstige Alarmierungen. Für das laufende Jahr rechnet Anna Schiller mit einer ähnlichen Einsatzzahl. Und wie geht die Feuerwehrfrau mit Einsätzen um, bei denen es Tote und Verletzte gibt? „Das Leid der Menschen geht mir schon sehr nahe. Doch auch hier zählt wieder die Gemeinschaft, von der wir bedingungslos Rückhalt bekommen. Keiner wird in solchen Situationen alleine gelassen. Wir sprechen miteinander und lassen das Geschehene Revue passieren. Und wenn es nötig ist, auch mit einem Notfallseelsorger. Es gibt Einsätze, die gehen auch an erfahrenen Einsatzkräften nicht spurlos vorbei. Zum Glück haben wir davon nicht sehr viele“, fasst die Verwaltungsbeamtin, die im Sozialamt des Kreises Soest arbeitet, zusammen. Und im Ernstfall ist die Feuerwehr zur Stelle: spätestens acht Minuten nach der Alarmierung.

Nachwuchskräfte gesucht

Um die Einsatzfähigkeit langfristig gewährleisten zu können, beginnt die Freiwillige Feuerwehr Anröchte im Herbst mit ihrem alljährlichen Ausbildungsprogramm für zukünftige Feuerwehrleute. „Wer mindestens 16 Jahre alt ist, kann sich bei uns melden“, freut sich Anna Schiller auf möglichst viele Interessierte. „Die Arbeit in der Feuerwehr ist aber nicht nur etwas für junge Leute. Auch Menschen jenseits der Vierzig sind bei uns jederzeit willkommen.“ Außerdem werden vor allem in der Kinderfeuerwehr Betreuerinnen und Betreuer für die sechs- bis zehnjährigen Mädchen und Jungen gesucht. „Wir haben hier sogar eine Warteliste für die kleinen Feuerwehrkids, weil es leider an der Betreuung hapert.“ Eine feuerwehrtechnische Ausbildung ist für die Angehörigen der Unterstützungseinheit keine Voraussetzung. Die Freiwillige Feuerwehr Anröchte freut sich über alle motivierten Betreuerinnen und Betreuer.

Informationsabend

Mit dem Auftakt zur Ausbildung neuer Einsatzkräfte veranstaltet die Freiwillige Feuerwehr Anröchte einen Informationsabend für die potenziellen Nachwuchskräfte. Unter dem Motto „Deine Mitmenschen können auf dich zählen“, macht eine von Janis Peitz gestaltete Plakataktion derzeit in Anröchte auf die Informationsveranstaltung aufmerksam: am Mittwoch, 12. Oktober, 19.30 Uhr, findet diese in der Feuerwache Anröchte, Robert-Koch-Straße 1, statt.

Das muss ich wissen…

Freiwillige Feuerwehr Anröchte
Geschäftsführer Janis Peitz
Robert-Koch-Straße 1
59609 Anröchte
janis.peitz@feuerwehr-anroechte.de 
www.feuerwehr-anroechte.de 

 

Texte und Fotos: Holger Bernert